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14.12.2016

Tiefpunkt, nicht Tiefstpunkt

Mit der Neuausrichtung 2010 sollten die der Weise-Kommission gegebenen Aufträge :
"Der Auftrag an die Kommission umfasste die Frage der bestmöglichen Nutzung der personellen und finanziellen Ressourcen sowie die konsequente Ausrichtung der Prozesse und Strukturen an den Erfordernissen des Einsatzes. Darüber hinaus sollte die Erhaltung der personellen Zukunftsfähigkeit der Bundeswehr betrachtet werden. Die Mitglieder der Kommission waren auch eingeladen, Vorschläge für die Anpassung gesetzlicher Rahmenbedingungen zu entwickeln. Zusätzlich hat das Bundeskabinett den Bundesminister der Verteidigung und die Strukturkommission am 7. Juni 2010 aufgefordert auszuloten, welche Auswirkungen eine Reduzierung der Streitkräfte um bis zu 40.000 Berufsund Zeitsoldaten auf die sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit Deutschlands, die Einsatzund Bündnisfähigkeit sowie auf Fragen der Beschaffung, die Strukturen und den Gesamtumfang einschließlich der Wehrform hätte. Zudem wurde die Kommission beauftragt, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie durch eine bessere Arbeitsteilung im Bündnis Einsparpotenziale gewonnen werden können."
Bericht der Strukturkommission Seite 21
erfüllt werden. Wir erinnern uns alle an die Forderung 15000 Soldatinnen und Soldaten gleichzeitig in Auslandseinsätzen zur Verfügung zu haben.

Nach nunmehr 5 Jahren Neuausrichtung mit Zurückrudern seitens der Ministerin im Bereich Personalumfang und Material ist es Zeit mit Blick auf die Fliegenden Waffensysteme für eine ernüchternde Bilanz:
Die Waffensysteme sind nicht in der erforderlichen Anzahl und dann auch noch mit einem nach wie vor erschreckend niedrigem Klarstand verfügbar.
So fehlen in einer degressiven Entwicklung seit 2011 bis heute allein im Heer über 20000 Flugstunden. Im Bereich der Luftwaffe verfügen die CH 53 durchschnittlich nur über 50% des erforderlichen Flugstundenvorrats. Die Schwierigkeiten mit dem Altgerät der Marine sind hier oft genug thematisiert worden.
Die Luftfahrzeugbesatzungen aller Teilstreitkräfte verfügen nicht über ausreichend Flugstunden zur Professionalisierung und schon gar nicht für die Regenerationsausbildung. Da wird das Heer wie üblich zu Entpflichtungen greifen und die beiden anderen TSK's mieten EC 135, die zwar zur Einsatzvorbereitung nicht taugen aber immerhin die Möglichkeit bieten, ein paar Flugstunden zum Erhalt der Lizenz zu absolvieren. Bei solchen Gelegenheiten wird auch gern die Möglichkeit erwogen beim Führungspersonal die Lizenz ruhend zu stellen, weil man damit ein paar Flugstunden gewinnen will. Sowohl die Entpflichtung von Besatzungen, wie auch von Führungspersonal ist jedoch ein völlig unzweckmäßige Reaktion. Wenn das fliegerische Führungspersonal keine fliegerische Erfahrung mehr erhält, dann werden schon unprofessionelle Entscheidungen auf Verbandsebene
getroffen werden. Es muss doch allen Beteiligten langsam deutlich werden, dass wir nicht zuviel Personal haben, sondern zu wenig Flugstunden. Anstatt sich mit einer grundlegenden Lösung dieser Frage auseinanderzusetzen, wird in den Stäben mit Hingabe daran gearbeitet den Mangel zu verwalten. Aber der Mangel wird nicht nur verwaltet, er wird vergrößert. Zur Dienstpostengewinnung werden tech-log Kapazitäten abgebaut, obwohl diese Fähigkeit nicht outgesourced werden kann, denn die Industrie ist ebenfalls schon am Limit. Die Bundeswehr verschleißt ihre Leistungsträger während die Ministerin von Attraktivität und Work-Life-Balance fabuliert. Vielleicht sollte sie einfach einmal eine empirische Untersuchung der Entwicklung psychosomatischer Erkrankungen über die letzten 5 Jahre in Auftrag geben. In der Defizitbeschreibung sind wir ja mittlerweile so etwas wie Weltmeister, da sollte so eine Untersuchung machbar sein.


In dieser Situation ist der bevorstehende MINUSMA Einsatz so etwas wie der Sargnagel der Regeneratinsfähigkeit. Oder auch der Versuch mit einer nur 13 Spieler umfassenden Lizenzspielerabteilung in der Bundesliga zu spielen.
Keines der geplanten Systeme hat die Einsatzreife erreicht, kaum eine der fliegenden Besatzungen hat die für eine Missionsqualifizierung erforderlichen Programme umfänglich geflogen und über lizensierte Simulatoren zum Ersatz für Realflugstunden verfügt die Bundeswehr nicht. Mangelverwendungen sind schon in der Personalstan nicht redundant ausgelegt, sodass sich die üblichen Vakanzen bei Prüfern, Flugsicherheitsoffizieren usw einstellen werden.
Die eingesetzten Verbände streben damit für 2018 einem weiteren Tiefpunkt entgegen. Dann werden wir vermutlich einen neuen Lösungsansatz erfahren: die 4. Entpflichtungswelle?

Ich denke es gibt im parlamentarischen Raum genügend Interesse an persönlichen Erfahrungsberichten. Man muss sie nur schreiben.

Der Bundesvorsitzende


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